#LIEDINNOVATION 2022
Die 3. #LIEDINNOVATION schafft Raum für eure Vision der Liedkunst im 21. Jahrhundert: Was bedeutet Lied – Poesie, Kammermusik, Stimme, Instrument, Intimität – für uns heute? Wir suchen nach jungen Konzepten, die neue Wege gehen, zeitgenössisch denken und dem Publikum in seiner Lebenswelt begegnen.
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Das RHONEFESTIVAL freut sich, im Rahmen der 3. #LIEDINNOVATION-Ausschreibung die diesjährigen Finalist:innen bekannt zu geben. Es wurden fünf herausragende Ensembles ausgezeichnet, die sich in besonderem Maße durch die folgenden vier Kriterien ausgezeichnet haben: Künstlerische Qualität, Innovationskraft, Vermittlung und Kontextualisierung.
Das RHONEFESTIVAL und die Jury danken herzlich für die Zeit, Mühe und kreativen Ideen, die hinter jeder einzelnen Bewerbung stecken. Das Engagement jeder einzelnen Bewerbung ist wertvoll für die Gattung Kunstlied, ihren Diskurs sowie die Publikumsbindung. Besonders beeindruckt haben die Verschiedenheit und die durchgehend hohe künstlerische Qualität der eingereichten Konzepte, sowie die Bezugnahme der Bewerbungen auf die Werte des RHONEFESTIVALS. Zudem ermöglichten die hochwertigen und originellen Bewerbungsvideos einen wertvollen Blick hinter die Kulissen der Konzepte und der beteiligten Künstler:innen.
Die Frage der Innovation und des Kunstliedes im 21. Jahrhundert wurde durch Thematik, Konzept, Transdisziplinarität und Verknüpfung von Künsten mit Wissenschaft vielseitig beantwortet. In diesem Kontext verstehen wir die Ausschreibung #LIEDINNOVATION als fruchtbare Interaktion zwischen Musik und anderen Künsten sowie künstlerischer Forschung wie auch als Lösungsansatz für progressive Vermittlung sowie gesellschaftlicher Kontextualisierung. Besonders beeindruckt haben uns dieses Jahr die außermusikalischen Auseinandersetzungen mit der Gattung, bei der Konzert-Konventionen wie selbstverständlich aufgebrochen wurden und das Kunstlied neu kontextualisiert wurde. So setzen die Finalist:innen der diesjährigen #LIEDINNOVATION ein Statement für die Innovationskraft des Genres.
Die Preisverleihung des Gewinner-Projektes melaTONin des Ensembles TRIO.S findet im Rahmen des 5. RHONEFESTIVALS im MAI 2022 statt.
TONI MING GEIGER, LEA LUKA SIKAU & FRANZISKA HEINZEN
GEWINNER:INNEN 2022
MELATONIN. EIN MUSIKALISCH-RÄUMLICHER SCHLAFZYKLUS
SUSAN JEBRINI MEZZOSOPRAN
SONJA CATALANO ALT
GORAN STEVANOVIC AKKORDEON
Schlaf ist ein ureigenes Bedürfnis. In “melaTONin” durchlebt das Publikum einen Schlafzyklus mit all seinen Phasen. Einschlaf-, Leichtschlaf-, Tiefschlaf- und REM-Phase werden übersetzt in eine außergewöhnliche Konzeption aus Raum, Klang, Text und Videoinstallation.
Die Jury überzeugten die hohe künstlerische Qualität, die klanglich interessante Besetzung, das kontrastreiche Programm sowie die Raumgestaltung und Inszenierung. Dabei erfasst das Programm das Kunstlied in einem weiten Spektrum von der Romantik bis hin zu Chansons, zeitgenössischen Werken und Eigenkompositionen. Ein großer Teil des Programms wurde vom ENSEMBLE TRIO.S eigens für seine Besetzung arrangiert.
Die multimediale Auseinandersetzung mit dem Thema Schlaf ermöglicht dem Publikum, die Musik körperlich-ganzheitlich zu erleben. Die Auflösung der traditionellen Konzertsituation in das Atmosphärische («Raumbühne»), großflächige Videoinstallationen und die Verschmelzung von Klang und Raum vertiefen das musikalische Erlebnis. Die Jury erachtet als besonders zukunftsweisend, dass das TRIO.S sich sowohl als Künstler:innen als auch als Wissenschaftler:innen versteht.
Die Jury entscheidet sich daher für TRIO.S mit dem Projekt “melaTONin” als Gewinner-Ensemble 2022! Herzlichen Glückwunsch!
FINALIST:INNEN 2022
LIEDER-ABENTEUER
SPEZIALPREIS LIEDERGARTEN 2022
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DUO DALUNA
REMY BURNENS TENOR
CLÉMENCE HIRT KLAVIER -
Das DUO DALUNA erhielt mit ihrem eingereichten Konzept «Aventure Mélodique – musikalisches Abenteuer» die Möglichkeit, am LIEDERGARTEN 2022 aufzutreten. Dabei bestimmte das Publikum, wohin die Reise über Seen, Felder, Wälder und Dörfer gehen sollte.
DAS AUGE DER ZEIT
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COLLIDE QUARTETT
SOPHIA KÖRBER SOPRAN
BENJAMIN HEWAT-CRAW BARITON
LARA SÜß PERFORMANCE
FRANZISKA STAUBACH KLAVIER -
DAS AUGE DER ZEIT ist ein szenischer Liederabend für zwei Stimmen, Klavier und Darstellerin. Inhaltlich befasst er sich mit dem Zyklischen der Zeit, resp. mit dem Zeitempfinden unterschiedlicher Lebensstationen durch Werke von den Anfängen der Liedkunst mit Franz Schubert über das spätromantische Repertoire von Hugo Wolf und Gustav Mahler bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen von Aribert Reimann oder Moritz Eggert. Zusammen mit den szenischen Improvisations-Elementen machen sie den Reiz dieses Konzeptes aus.
Im Zentrum stehen Fragen nach subjektiver Erfahrbarkeit der Zeit, Erinnerung von besonderen Lebensereignissen und den mit den Ereignissen verbundenen Emotionen. Wie Zeit klingen könnte, ist eine innovative Fragestellung, die in der Zeitkunst Musik selten in den Fokus gerückt wird. Der Liederabend blickt der Zeit wahrhaftig ins Auge und bietet einen Raum der Reflexion über das, was im Leben wirklich wichtig ist.
DAS AUGE DER ZEIT ist ein Konzert auf musikalisch hohem Niveau, stringent inszeniert mit einer ausgewogenen Mischung von altem und neuem Repertoire. Die Thematik wird durch performative Elemente der szenischen Improvisation in das Jetzt geholt. Sprache und Elektronik erweitern den Abend zu einem multimedialen Erlebnis zwischen Vergangenheit und Zukunft. Besonders die Kollision mit Performance Kunst hebt die Performativität des Kunstlieds auf spannende Weise hervor.
FIVE NEW STORIES
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DUO GOGGLES
ESTHER-ELISABETH RISPENS SOPRAN
WIM PELGRIMS PERKUSSION -
Das DUO GOGGLES mit WIM PELGRIMS und ESTHER-ELISABETH RISPENS musiziert in der Besetzung Gesang und Perkussion mit hoher Musikalität, kammermusikalischem Feingefühl und Sympathie. Bei der über das präsentierte Konzept FIVE NEW STORIES hinausgehenden, vertieften Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen Repertoire fällt besonders eine Haltung der spielerischen Neugierde auf: WIM PELGRIMS – Perkussionist, Performer und Kurator – agiert und performt ebenbürtig mit der Sängerin ESTHER-ELISABETH RISPENS, welche sich in ihrer Laufbahn intensiv mit der Interpretation zeitgenössischer Rollen auseinandersetzt. Diese Erfahrung spiegelt sich in leichtfüßigen Interpretationen mit hohem kammermusikalischem Instinkt wider.
Das DUO GOGGLES interpretiert in FIVE NEW STORIES hochwertiges Repertoire mit zeitgenössischen Werken von Lior Navok, Jessie Marino, François Sarhan und Thierry Tidrow. Zusammen mit einer Eigenkomposition bzw. Reinterpretation von Hugo Wolf wurden diese zu einem pointierten, spielerischen Programm mit theatralen Elementen zusammengestellt. Besonders innovativ ist die Verschmelzung von Musiker:in, Komponist:in und Darsteller:in.
WO DER SAFRAN IM HERBST BLÜHT
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GODOT KOMPLEX
JOHANNES WORMS BARITON
HANNAH BAUMANN OBOE
FRANZISKA HILLER DARSTELLERIN
NASTI SOKOLOVA KLAVIER -
WO DER SAFRAN IM HERBST BLÜHT ist eine performative Auseinandersetzung mit der geographischen und soziologischen Identität von Brig, dem Wallis und seinen Bewohner:innen. Die thematische Annäherung aus der Ferne, der Blick von Außen auf die Region und dessen musikalische Verarbeitung schaffen interessante Anknüpfungspunkte einer Auseinandersetzung mit den Themen Identität, Heimat, Gemeinschaft, Natur und Wandel. Der für das heimische Publikum bekannte Raum wird zu einer Berglandschaft dekonstruiert, um ein neues Erlebnis im selben Raum zu schaffen – ganz ohne Trennung zwischen Aufführenden und Publikum. In der Quartettbesetzung von Gesang, Stimme, Oboe und Klavier dekliniert GODOT KOMPLEX die verschiedenen Formations- und Epochen-Möglichkeiten bis hin zu elektronischen Elementen und Walliser Volksliedern.
Alle vier Künstler:innen beschäftigen sich seit längerer Zeit intensiv mit der Liedkunst und neuen Formaten. Eindrücklich ist die Arbeit, die für die Bewerbung geleistet wurde: Das Ensemble sammelte Sprachnachrichten aus dem Oberwallis, welche für das Projekt als Inspiration dienten. Innovativ ist die Auseinandersetzung mittels einer Installation, bei dem das Publikum nicht Konsument:in, sondern aktiver Teil des Geschehens ist. Das Ensemble begibt sich auf die Recherche im lokalen Kontext und nutzt das Auditive abseits des Liedes zur Reflektion. Durch die Sprengung des konzertanten Rahmens wird so das Standortspezifische zum Ausgangspunkt der musikalischen Auseinandersetzung.