#LIEDINNOVATION 2021

Mit der Gesamtkonzeption und insbesondere der internationalen Ausschreibung #LIEDINNOVATION unterstreicht das RHONEFESTIVAL das aussergewöhnliche Potential der kammermusikalischen Gattung Liedkunst im 21. Jahrhundert. Dabei steht das Festival für immersive, sozio-kulturelle Formate, die aktuelle Diskurse weiterdenken. Insbesondere mit der #LIEDINNOVATION fördert das RHONEFESTIVAL neue künstlerische Ansätze, welche den Menschen das Grundrecht von Kultur weiterhin erfüllt. In der zweiten #LIEDINNOVATION-Edition suchen wir eure Vision des Liederabends des 21. Jahrhunderts. Im Speziellen freuen wir uns auf Konzepte, die das Kunstlied in Bezug zu aktuellen gesellschafts- und umweltpolitischen Fragestellungen kontextualisiert, die den tradierten Konzertsaal durchbrechen oder die sich mit dem urbanen Raum versus Naturerfahrung/Walliser Naturlandschaft auseinander setzen.

  • Besonders beeindruckt hat uns die künstlerische Qualität, das musikalische Niveau, die Verschiedenheit der Projekte, sowie die Verschränkung der Liedkunst mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen der 34 international eingereichten Konzepten. Mit den hochkarätigen Einsendungen und dem damit verbundenen Engagement haben die Künstler*innen ein bedeutendes Zeichen für die Dringlichkeit einer Auseinandersetzung der klassischen Musikszene mit dem – auf den ersten Blick vermeintlich – außermusikalischen Kontext gesetzt. In diesem Sinne möchten wir uns herzlich für das Engagement aller Künstler:innen bedanken!

    Wir sind der festen Überzeugung, dass die gesellschaftlichen Herausforderungen interdisziplinäre Lösungsansätze brauchen, die die Künste von Beginn an mit einbeziehen. Dabei betrachten wir unser Format #LIEDINNOVATION als Statement für den Austausch von Musik, Darstellenden Künsten, Wissenschaft und Natur. Gerade in schwierigen Zeiten möchten wir einen so unentbehrlichen Raum für Kollision und Reflexion ermöglichen und intensiv fördern.

    Besonders fasziniert sind wir von den Rekonfigurationen des Formats “Konzert” in Zeit und Raum. Viele der eingesendeten Konzepte hinterfragen die Konventionen von Zuschauerraum und Bühne, Narrativen und Linearität.

    Die Erweiterung des traditionellen Konzertraums gibt Anstöße für zukünftige, zeitgemäße Auseinandersetzungen mit der Gattung Kunstlied. Diese Innovationskraft möchten wir mit unseren Finalist*innen – und ganz besonders mit dem ausgewählten Gewinner:innen-Konzept LIEDMOVIES.

    FRANZISKA HEINZEN & LEA LUKA SIKAU

GEWINNER:INNEN 2021

LIEDMOVIES. EINE MUSIKALISCHE AUSSTELLUNG

PIA DAVILA SOPRAN & DARSTELLUNG
LUISE KAUTZ REGIE
SIMON JANSSEN VIDEO
VALENTIN MATTKA INSTALLATION

Das Konzept des Gewinner*innen-Ensembles beleuchtet mit seinem mixed-media Format ein neues ästhetisches Moment und dekonstruiert die Blackbox des Konzerts. Als mobiler White Cube verknüpft die LIEDMOVIES-Installation Ästhetiken von Medienkunst und Musikvideo. Die Liedmovies erweitern Zeitlichkeit und Räumlichkeit des Liedes, und denken den Live-Moment im digitalen Zeitalter neu.

Das innovative und künstlerisch hoch anspruchsvolle Format verkörpert einen interdisziplinären Lösungsansatz, wie man die Künste miteinander verbinden, den Zugang zu gehörter Musik erleichtern – und so auch in herausfordernden Zeiten und an neuen Orten Liedkunst weiter erleben kann.

FINALIST:INNEN 2021

FLYING AND PAVEMENT CREATURES

  • ADRIANA ARANDA SOPRAN
    MARC SERRA PIANIST
    JUAN JURADO KOMPONIST & ELEKTRONIK

  • Performative Dualität zwischen Natur und Urbanität, Poesie und Elektronik, Partizipativem und erweitertem Konzertsaal: Die Insekten als unbedingter Bestandteil unseres Ökosystems stellen sich rauer Urbanität und Künstlichkeit gegenüber, wobei die Komposition “9 weightless insects” JUAN JURADO zwischen notiertem Instant Composing, Elektronik und Publikums-Interventionen oszilliert.

    Wir sind begeistert von der Kombination von Musik und Natur, zwischen Insekten und menschlicher Stimme sowie zwischen natürlichen und verfremdeten Sound-Sphären. Der Bezug und die agile Interaktion mit der Außenwelt (Natur, urbanem Raum und Publikum) als Reibungsfläche und Reflexionsraum hat uns überzeugt und somit möchten wir diese zeitgenössischen Pionier:innen als Finalist:innen auszeichnen.

réBELLES

  • JOSEFINE GÖHMANN SOPRAN
    MARIO HÄRING PIANIST
    LOUISE WAGNER CHOREOGRAPHIE
    LENNART LABERENZ VIDEO

  • Ein performatives Konzert starker Frauengestalten der letzten hundert Jahren. Gerade im Hinblick auf das 50-jährige Jubiläum des Frauenstimmrechtes in der Schweiz passt dieses Konzept sehr gut zu einem Schweizer Festival: Der fragmenthafte Eindruck von unterschiedlichsten Frauenbildern entführt uns für die Dauer eines Liedes in eine andere Zeit und lässt uns diese gleichzeitig aus heutiger Perspektive reflektieren.

    Das Ensemble macht durch Inhalt und Form darauf aufmerksam, dass sich Frauenbilder wandeln, es aber keine selbstverständliche, lineare Entwicklung in Bezug auf Chancengerechtigkeit gibt, sondern wir uns täglich neu für diese engagieren müssen.

SPIRITUALITY & PARADISE

  • MARGARETE HUBER SOPRAN & ELEKTRONIK
    FIDAN AGHAYEVA-EDLER KLAVIER & ELEKTRONIK

  • Immer weniger Menschen in Europa identifizieren sich mit Institutionen des Glaubens. Gleichzeitig sind Glaube und Spiritualität zentraler Bestandteil vieler Identitäten, bieten neue Bezugspunkte und prägen unsere Weltwahrnehmung. Das Konzept SPIRITUALITY & PARADISE thematisiert ebendieses Bewusstsein durch veränderte Rahmenbedingungen wie die Pandemie.

    Wir begrüssen die Kombination von Gesängen Hildegard von Bingens bis zum modernen Kunstlied und Improvisation welche die moderne Mystik zwischen Isolation, Natur, Leben, Tod, Wahnsinn und Ekstase beschreibt.

WINTER JOURNEY IN A POST-WINTER WORLD

  • ANDREW ROBERT MUNN BASS
    RAMI SARIEDDINE PIANIST
    NINA C. YOUNG ELEKTRONIK

  • Schuberts Winterreise im Spiegel des Klimawandels: Schuberts Winterreise wird durch Klimadaten der letzten zwei Jahrhunderte visuell und dramaturgisch kontextualisiert. Dabei trifft klirrende Kälte auf brennende Herzen, historische Klimadaten auf emotionale Unberechenbarkeit, Naturgewalt auf Liebesverlust: Die historischen Klimagraphen zeigen innerhalb des Zyklus die immer aussichtslosere Situation des Protagonisten auf; sowie die immer dramatischere Klimasituation vom Entstehungsjahr der Winterreise 1827 bis in die nahe Zukunft 2027.

    Bereits 1816 sah sich Europa mit außergewöhnlichen klimatischen Veränderungen durch den indonesischen Vulkanausbruch Tambora konfrontiert, welches auch das Schaffen Franz Schuberts beeinflusste. Über zweihundert Jahre später sieht sich die Gesellschaft nicht mit der Kälte, sondern mit der drastischen Erderwärmung konfrontiert. Wir begrüßen die Kombination von historischen Ereignissen mit Gegenwart und Zukunft, sowie die appellierende Dringlichkeit und künstlerische Auseinandersetzung unaufhaltsamer Veränderungen durch die Kunst, die das Ensemble mit diesem Konzept vorweist.

WAS DANN?

  • SOPHIA KÖRBER SOPRAN
    FRANZISKA STAUBACH KLAVIER
    LARA SÜß SCHAUSPIEL & IMPROVISATION
    CHI HIM CHIK VIDEOKUNST & AUDIODESIGN

  • WAS DANN? sinniert über das Medium Zeit zwischen mechanischem Messen und kontinuierlicher Veränderung, zwischen physikalisch Konkretem und flüchtigen Gefühlten, Vergangenem und Künftigem. Dabei verschmilzt das Kunstlied mit Improvisationen, szenischer Darstellung, Gesprochenem und Gesungenem, Instrumentalen und Vokalen.

    Wir sind begeistert von der multimedialen Verschränkung der Künste durch elektronische Klänge sowie Videokunst, durch die ein interaktives Zeit-Moment entsteht.

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